Bericht Saarbrücker Zeitung 21.09.2020

Saarbrücken Der 67-jährige Heribert Ohlmann wird zum neuen Präsidenten des Saarländischen Fußball-Verbandes (SFV) gewählt.

Interregnum nannte man im alten Rom eine Zeit ohne legitim gewählten Regenten. Wenn es diese denn beim Saarländischen Fußball-Verband (SFV) nach dem Rücktritt von Präsident Franz Josef Schumann Ende März 2019 überhaupt gab, dann war sie am vergangenen Samstag um 10.59 Uhr beendet. Da verkündete der Versammlungsleiter des ordentlichen SFV-Verbandstages, Herbert Eder, hauptberuflich Steuerberater und Vorsitzender des FC Homburg, das Ergebnis der Stichwahl zum Amt des neuen Präsidenten: Heribert Ohlmann setzte sich im zweiten Wahlgang mit 259 Stimmen gegen Thor­sten Klein (186 Stimmen) durch.

Wir wollen in den nächsten Tagen und Wochen die vor uns liegenden Herausforderungen gemeinsam angehen. Ich lade alle, die sich einbringen möchten, herzlich zur Mitarbeit ein“, sagte der 67-jährige pensionierte Oberstudiendirektor Ohlmann: „Ich möchte als Präsident die kommenden Jahre des Umbruchs gestalten.“ Der unterlegene Klein hatte eine kämpferische Rede gehalten. Dass es dennoch nicht reichte, machten Beobachter auch an der personellen Zusammenstellung seiner Initiative „Vereine Vor“ fest. Nicht alle seiner „Fußballbekloppten“ (Klein über sein Team) waren offensichtlich mehrheitsfähig. „Wir müssen neu denken, aber auch alles bewahren, was funktioniert. Neue Ziele findet man nicht an alten Wegen“, hatte Klein vor der Abstimmung gesagt und bot auch danach dem Sieger seine Unterstützung an.

Der dritte Bewerber, Fußball-Lehrer Udo Hölzer, hatte im ersten Wahlgang mit 69 Stimmen weniger Stimmen als Ohlmann (218) und Klein (161) erhalten und die Stichwahl verpasst. Er sah sich dennoch nicht als Verlierer. „Es ist wichtig, dass sich was bewegt und dass die Leute Alternativen hatten“, sagte Hölzer, „es ist diesmal nicht einfach von oben bestimmt worden. Darum bin ich zufrieden.“ Die Tatsache, dass im ersten Wahlgang die Mehrheit der Delegierten gegen Ohlmann und seine „Mannschaft 2020“ votierten, zeigt, wie viel Arbeit beim SFV anliegt.

Vor den Abstimmungen hatte sich der bisherige Vizepräsident Adrian Zöhler von der Fußballfamilie verabschiedet. Der ehemalige Präsident des Landessportverbandes für das Saarland (LSVS) zog sich am Samstag von seinem letzten Amt im Sport zurück. „Ich habe die Grenze der Leistungsfähigkeit erreicht, bin über die Grenzen meiner Belastbarkeit hinausgegangen. Irgendwann kommt der Punkt, wo man enscheiden muss, ob man das weitermachen kann. Ich habe mich lieber selbst ausgewechselt, bevor mir der Herrgott die Rote Karte gezeigt hätte“, erklärte Zöhler zu den gesundheitlichen Beweggründen seines Rückzuges. Als er sich bei zahlreichen Wegbegleitern bedankte, zitterte seine Stimme. „Ab jetzt gilt meine Aufmerksamkeit meiner Gesundheit und meiner Familie.“

Dem aufmerksamen Sitzungsteilnehmer entging nicht, dass Zöhler in seinem wohl vorerst letzten öffentlichen Auftritt auch noch ein paar Zeichen setzte. So trat nach Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt und DFB-Vizepräsident Rainer Koch im Reigen der Grußwort-Redner überraschend Bodo Wilhelmi für den Landessportverband für das Saarland (LSVS) ans Mikrofon. „Wir sind alle ehrenamtlich tätig“, sagte Wilhelmi, der kürzlich aus dem LSVS-Aufsichtsrat zurückgetreten war und nach dem Rücktritt von Zöhler als LSVS-Präsident als Vize mit Gottfried Hares die Geschäfte führt, „darum sollten wir Vorbild sein, wie Ehrenamtler miteinander umgehen.“ Eine Spitze gegen den ebenfalls anwesenden LSVS-Aufsichtsratvorsitzenden Heinz König, der ursprünglich für den LSVS hätte sprechen wollen.

Dabei hätte König gerne gesprochen und auch Hörenswertes für die Delegierten verkünden können. So zum Beispiel, dass der LSVS-Aufsichtsrat endlich die beiden hauptamtlichen Vorstände gewählt hat, die den LSVS künftig führen sollen. Aber das Verhältnis von Zöhler und Wilhelmi zu König scheint offensichtlich nicht mehr zu kitten und ist mit dem Wort „zerrüttet“ fast noch wohlwollend umschrieben, das zeigte der Samstag einmal mehr. König nahm die Brüskierung sportlich und wohnte der Veranstaltung trotzdem bis kurz vor Schluss bei. Immerhin: Dass nach Zöhlers Rückzug der Fußball als größter Einzelsportverband im höchsten Sportgremium des Landes nicht mehr vertreten ist, will der neue Präsident Ohlmann ändern.

Ohlmanns Vorgänger Schumann, der im Rahmen des Finanzskandals beim LSVS zurückgetreten war und mittlerweile rechtskräftig verurteilt wurde, wurde am Samstag ohne Abstimmung zum Ehrenpräsidenten des SFV ernannt. Das fand unter den Delegierten nicht nur Zustimmung. „Franz Josef Schumann war elf Jahre lang Präsident des SFV“, begründete Ohlmann, „er hat mit großem Engagement den Saar-Fußball weiterentwickelt. Dafür sind wir ihm sehr dankbar.“ Die bisherigen Vorstandsmitglieder Zöhler, Bernhard Bauer, Karl-Heinz Hilpert, Adalbert Strauß, Rainer Bommer und Harald Klyk wurden zu Ehrenmitgliedern des SFV ernannt.

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