Bericht Saarbrücker Zeitung 24.02.2021
Bericht von Kai Klankert
„Wir haben schon zu viel Zeit verloren“
(kai) Der Landessportverband für das Saarland (LSVS) hat einen deutlichen Appell an die Landespolitik gerichtet, dem Amateursport im Saarland schnellstmöglich eine Perspektive zur Rückkehr aufzuzeigen. Den Sechs-Stufen-Plan der Sportminister-Konferenz im Vorfeld des Corona-Gipfels am 3. März bezeichnete Johannes Kopkow, der seit 1. Februar neuer Vorstand Sport des LSVS ist, am Dienstag als „Grundlage“ und „kleinstmöglichen Nenner“.
„Vom Grundsatz her ist das Papier richtig, aber es fehlt jede Perspektive. Wann wird der Jugendsport wieder möglich sein – im Freien und in der Halle? Inwiefern wird er an Inzidenzwerte gekoppelt sein beziehungsweise an welche anderen Parameter?“, sagte Kopkow der SZ und verwies auf knapp 40 Prozent der Saarländer, die Mitglied in einem Sportverein seien und seit Wochen auf eine Rückmeldung der Politik warteten. „Die Schäden durch den aktuellen Bewegungsmangel werden uns über Jahre verfolgen. Nicht nur wirtschaftlich, was die Existenz und Zukunftsfähigkeit der Vereine angeht, sondern vor allem in Gesundheits-Fragen“, sagte Kopkow: „Von daher kann es jetzt nicht schnell genug gehen, wir haben schon zu viel Zeit verloren.“
Auch die Präsidenten aus den Regional- und Landesverbänden des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), darunter Heribert Ohlmann vom Saarländischen Fußball-Verband (SFV), haben im Rahmen ihrer Konferenz einen gemeinsamen Appell formuliert, der die hohe gesellschaftliche Bedeutung und Wirkung des Amateursports betont. Im Mittelpunkt steht für das Gremium die Aussicht, vor allem Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, wieder unter freiem Himmel einem organisierten Trainingsbetrieb im Verein nachzugehen und dort ihren Bewegungsdrang auszuleben. Nach mehrmonatigem Lockdown soll der Amateursport nicht mehr als Teil des Problems, sondern endlich als Teil der Lösung im Sinne der allgemeinen Gesundheitsförderung begriffen werden.
Tim Meyer, Vorsitzender der Medizinischen Kommission des DFB, präsentierte in der Konferenz den Präsidenten der Regional- und Landesverbände Erkenntnisse aus jüngsten Untersuchungen. Meyer hatte mit Kollegen vom Institut für Sport- und Präventivmedizin der Universität des Saarlandes sowie dem Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit der Universität Basel mehr als 750 Partien aus Profiligen und dem Amateurbereich mit mindestens einem Spieler, der der Ansteckung mit dem Coronavirus verdächtigt war, analysiert.
Ziel war neben der Erfassung infektiöser Spieler in Partien oder im Training eine Einschätzung des Infektionsrisikos für andere Spieler und Schiedsrichter. Dabei wurde festgestellt, dass nach aktuellem Kenntnisstand beim Fußballspielen unter freiem Himmel „nur eine äußerst geringe Ansteckungsgefahr besteht“, sagte Meyer.
Der SFV wird am 17. März im Verbandsvorstand über die Fortsetzung der Saison diskutieren. Oberstes Ziel bleibt eine sportliche Wertung der Saison bis zum 30. Juni.
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