Bericht Saarbrücker Zeitung 02.05.2020

Die Aufstiegs-Frage ist nicht immer einfach

Saarbrücken Der Saison-Abbruch im saarländischen Amateur-Fußball rückt näher. Bei der Frage nach der Wertung wird es komplizierter.

Von Philipp Semmler

Der Saarländische Fußballverband (SFV) hat am Donnerstag die Einberufung eines außerordentlichen virtuellen Verbandstags angekündigt, sobald die technischen Voraussetzungen geklärt sind. Es wird einzig um die Frage gehen, wie mit der laufenden Saison verfahren wird. Bei einer Befragung des SFV hatten sich drei Viertel der teilnehmenden Vereine für einen Abbruch ausgesprochen.

Offen ist, wie gewertet wird. Eine Annullierung ist eher unwahrscheinlich. Für die Ermittlung der Aufsteiger gäbe es drei Möglichkeiten. Die Tabelle der Hinrunde könnte herangezogen werden – ebenso die aktuelle Tabelle. Bei der Quotientenregel (wie sie in der Handball-Bundesliga angewendet wurde) wird ausgehend von der aktuellen Tabelle die Anzahl der Punkte durch die Zahl der absolvierten Partien dividiert – und diese Zahl noch mit 100 multipliziert. Der SZ-Überblick zeigt, dass es in einigen Spielklassen kompliziert werden dürfte. Grundlage für alle Berechnungen waren die Tabellen von fussball.de. Info Oberliga-Vereine geben klares Votum ab

Die Vereine der Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar haben sich im Rahmen einer Videokonferenz mit deutlicher Mehrheit dafür ausgesprochen, die laufende Runde 2019/2020 nicht über den 30. Juni hinaus fortzusetzen. Das teilte der für die Oberliga zuständige Regionalverband Südwest mit.

Sollte es unmöglich werden, die Saison wegen der staatlichen Verfügungen sportlich zum Abschluss zu bringen, wird der Abbruch empfohlen. Meister und Aufsteiger soll dann der aktuelle Spitzenreiter sein, Absteiger soll es keine geben. Der Regionalverband will sich zeitnah mit der Thematik beschäftigen.

Der TSV Schott Mainz führt die Liga derzeit mit 42 Zählern vor dem 1. FC Kaiserslautern II und der SV Elversberg II (jeweils 40) an. Der FV Diefflen (9.), Röchling Völklingen (12.) und der FC Wiesbach (13.) rangieren im Mittelfeld.

Saarlandliga: Würde die Saison in der höchsten saarländischen Spielklasse bei einem Abbruch mit der aktuellen Tabelle gewertet, würde der FV Eppelborn in die Oberliga aufsteigen. Diese Sache hätte allerdings einen Haken: Der Tabellendritte SC Halberg Brebach (drei Punkte weniger) hat eine Partie weniger als der Primus absolviert, könnte also noch gleichziehen. Würde die Hinrunde gewertet, hätte Brebach die Nase vorn. Nach 17 Spieltagen lag der SC auf dem Platz an der Sonne. Im Fall der Wertung nach der Quotientenregel würde der Aufsteiger Eppelborn heißen. Der Tabellenzweite FSV Jägersburg, der die meisten Partien des Spitzentrios absolviert hat, hätte den schlechtesten Quotienten des Führungs-Trios.

„Wir haben für eine Fortsetzung der Runde gestimmt, aber mittlerweile ist das wohl aufgrund der Vorgaben der Regierung unrealistisch. Mein Wunsch wäre es, dass es vom DFB eine bundeseinheitliche Regelung gibt“, berichtet der Sportvorstand des FV Eppelborn, Tobias Saar, der auch im „Vereine vor“-Team von Thorsten Klein für einen Posten im SFV-Vorstand kandidiert.

Aber was wäre am besten, wenn abgebrochen wird und ein Aufsteiger ermittelt werden soll? „Die fairste Lösung wäre, die Hinrunden-Tabelle zu nehmen. Auch wenn wir in der nicht vorne sind“, erklärt der 34-Jährige: „Dann hat jeder einmal gegen jeden gespielt und kein Verein könnte sagen, dass der Konkurrent in der Rückrunde vermeintlich leichtere Gegner gehabt hätte.“ Brebachs Trainer Martin Peter sieht das genauso. „Die Hinrunden-Tabelle zu werten, wäre am fairsten.“ Peter sagt aber auch: „Wenn wir so zum Meister würden, würde ich mich nicht als Meister fühlen, weil die Runde nicht fertig gespielt wurde.“

Verbandsliga Nord/Ost: In der aktuellen Tabelle liegt der SV Bliesmengen-Bolchen vor der SG Ballweiler-Wecklingen-Wolfersheim. Beide Teams haben 19 Begegnungen absolviert – weshalb Bliesmengen-Bolchen bei der Quotientenregel besser ist. Über den erstmaligen Aufstieg in die Saarlandliga dürfte Bliesmengen-Bolchen auch bei der Wertung der Hinrunde jubeln: Nach der Hälfte der Spielzeit stand der SV vor Ballweiler-Wecklingen-Wolfersheim.

Verbandsliga Süd/West: In der Süd/West-Verbandsliga führt Saarlandliga-Absteiger FC Rastpfuhl das Klassement an. Der Tabellenzweite FV Siersburg, der zwei Zähler hinter dem FC liegt, hat eine Begegnung weniger absolviert. Bei der Quotientenregel käme Rastpfuhl auf einen Wert von 221,1. Siersburg hätte dann mit 222,2 haarscharf die Nase vorn. Zur „Halbzeit“ der Runde lag Siersburg (34 Punkte) ebenfalls knapp vor Rastpfuhl (33). Die Aufstiegs-Frage ist also spannend.

Landesliga Nord: Bei allen drei möglichen Szenarien würde der aktuelle Tabellenführer SG Schiffweiler/Landsweiler-Reden aufsteigen.

Landesliga West: Ein Problem könnte es bei der Ermittlung des Aufsteigers in der Landesliga West geben – zumindest wenn die Hinrunden-Tabelle herangezogen wird. In der liegt die SG Wadrill-Sitzerath mit drei Punkten Vorsprung vor den SF Hostenbach auf Rang eins. Die Sportfreunde haben aber eine Partie weniger. Das Nachholspiel gegen den SV Britten-Hausbach wurde wegen einer Verletzung eines SV-Spielers abgebrochen. In erster Instanz bekam Hostenbach vom Verbandsgericht zwar die Punkte zugesprochen – rechtskräftig ist das Urteil aber noch nicht. Die aktuelle Tabelle führt Wadrill-Sitzerath mit fünf Punkten vor dem SV Weiskirchen Konfeld an. Bei der Quotientenregel läge Wadrill-Sitzerath (255,6) ebenfalls auf Rang eins.

Landesliga Ost: Vor der Unterbrechung war die Landesliga Ost eine der spannendsten Ligen. An der Spitze ging es eng zu. Tabellenführer SC Blieskastel-Lautzkirchen und den Tabellensechsten SG Erbach trennen nur vier Punkte, wobei Erbach noch eine Partie weniger absolviert hat. Würde die aktuelle Tabelle gewertet, würde Blieskastel-Lautzkirchen aufsteigen. Dasselbe würde bei Anwendung der Quotientenregel gelten. Ganz anders sähe es jedoch aus, wenn die Hinrunden-Tabelle das Kriterium hierfür wäre. Dann lägen Genclerbirligi Homburg und der FC Bierbach mit je 33 Zählern ganz vorne. Wie der SFV in einem solchen Fall entscheiden würde, dazu hat er sich noch nicht geäußert. Normalerweise wird der Meister bei Punktgleichheit durch ein Entscheidungsspiel ermittelt. Ob ein solches stattfinden könnte, erscheint äußerst fraglich. Alternativen wären das Torverhältnis zu werten oder den direkten Vergleich.

Landesliga Süd: In knapp vier Wochen hätte in der Landesliga Süd womöglich ein Endspiel um die Meisterschaft angestanden. Der Tabellenzweite FC Kleinblittersdorf wäre am letzten Spieltag zu Hause auf Spitzenreiter SV Walpershofen (aktuell zwei Punkte mehr) getroffen. Nach der Hälfte der Saison lag der FC noch vor dem SV. Nach der aktuellen Tabelle und nach der Quotientenregel dürfte sich Walpershofen über den Sprung in die höhere Liga freuen.

Bezirksliga Merzig-Wadern: Der SSV Oppen dominiert diese Spielklasse und wäre bei allen drei möglichen Szenarien zur Bestimmung eines Aufsteigers das Team, das in die Landesliga West dürfte.

Bezirksliga Saarlouis: Der SV Wallerfangen lag nach der Hinrunde vorne und führt aktuell die Tabelle mit sieben Punkten Vorsprung vor dem FV Stella Sud Saarlouis an. Der SV hat auch den besseren Quotienten.

Bezirksliga St. Wendel: Auch hier hat ein Club in allen drei Kategorien die Nase vorn: Spitzenreiter SG Oberkirchen-Grügelborn.

Bezirksliga Neunkirchen: Sollte zur Bestimmung des Aufsteigers die aktuelle Tabelle herangezogen werden, wäre dies für den FV Eppelborn II bitter. Denn der gab am letzten Spieltag vor der Unterbrechung Rang eins an den SV Holz-Wahlschied ab. Der FVE II verlor den Platz an der Sonne, weil er gegen den SV Bubach-Calmesweiler trotz einer 3:0-Führung nicht über ein 3:3 hinaus kam. Dadurch hat Holz-Wahlschied nun auch den besseren Quotienten. Jubeln könnte der FVE dagegen, wenn die Hinrunden-Tabelle gewertet würde: Nach dem 15. Spieltag stand Eppelborn II einen Zähler vor Holz-Wahlschied.

Bezirksliga Homburg: Trotz eines knappen Vorsprungs von zwei Punkten gegenüber dem SV Bliesmengen-Bolchen II und drei Zählern gegenüber dem FV Biesingen könnte hier der TuS Ormesheim, der auch nach der Hinrunde knapp vorne lag, eine Liga höher rutschen – egal welches Kriterium am Ende für die Ermittlung eines Aufsteigers herangezogen wird.

Bezirksliga Saarbrücken: Der 1. FC Saarbrücken II führt das Feld der Liga vor dem TuS Herrensohr II an. Der FCS hat auch den besseren Quotienten und stand nach der Hinrunde ganz oben.

Kreisliga A Blies: Nur sieben Gegentore musste der TuS Fürth bislang in der aktuellen Spielzeit hinnehmen. Die Kreisliga A Blies führte der Verein aus dem Ostertal zur Halbzeit und zum Zeitpunkt der Unterbrechung an. Zudem hat Fürth den besten Quotienten der Liga.

Kreisliga A Nahe: Am zweiten Rück­rundenspieltag übernahm der TSV Sotzweiler-Bergweiler durch ein 3:0 im Top-Duell gegen den VfR Otzenhausen die Tabellenspitze vom VfR. Auch aktuell steht der TSV vorne – obwohl Verfolger Otzenhausen eine Partie mehr hat. So hätte Sotzweiler-Bergweiler auch nach der Quotientenregel die Nase vorne – nach der Hinrunde stand allerdings Otzenhausen auf Rang eins.

Kreisliga A Theel: Bester Quotient, bestes Team nach der Hinrunde und aktueller Tabellenführer: Der SC Eiweiler dürfte sich über den Sprung in die Bezirksliga freuen – wenn der SFV entscheidet, dass es in jeder Spielklasse einen Aufsteiger gibt.

Kreisliga A Hochwald: Hier ist die Lage verzwickt – zumindest wenn die aktuelle Tabelle als Maßstab dient. Der 1. FC Reimsbach II und der SV Weiskirchen Konfeld II liegen punktgleich mit 51 Zählern an der Spitze. Dahinter folgt der 1. FC Schmelz mit einem Zähler – aber einem Spiel – weniger. Würde die aktuelle Tabelle gewertet, würde Schmelz in die Röhre schauen – obwohl der Club ungeschlagen ist.

Dies würde der Vorsitzende Achim Noss als ungerecht empfinden. „Es kann nicht sein, dass wir nicht aufsteigen würden, nur weil in Waldhölzbach der Platz unbespielbar war“, sagt der Vereins-Chef. Das Schmelzer Gastspiel war ausgefallen, dadurch verlor das Team unmittelbar vor der Zwangspause Rang eins. Bei der Quotientenregel liegt Schmelz dagegen vorne, ebenso bei der Wertung der Hinrundentabelle.

Kreisliga A Saar: Im Zweikampf um den Titel hatte zum Zeitpunkt der Saisonunterbrechung der SV Gerl­fangen-Fürweiler (50 Punkte) die besseren Karten gegenüber Verfolger DJK Saarwellingen (48 Zähler). Gerlfangen-Fürweiler hat den besseren Quotienten und war nach der Hinrunde Erster.

Kreisliga A Prims: Bezirksliga-Absteiger SC Reisbach II liegt zwei Zähler vor dem FSV Hemmersdorf II, der allerdings zwei Spiele weniger hat. Deswegen ist Hemmersdorfs Quotient besser als der von Reisbach. Nach der Hinrunde lag der FSV Hemmersdorf II auf Rang eins.

Kreisliga A Untere Saar: Der FC Düppenweiler ist Tabellenführer und läge dank sechs Punkten Vorsprung vor den SF Bietzen-Harlingen (bei gleicher Anzahl an Spielen) auch nach der Quotientenregel auf Rang eins. Zudem war Düppenweiler „Hinrunden-Meister“.

Kreisliga A Warndt: Hier ist das aktuelle Tabellenbild verzerrt. Die DJK Püttlingen auf Rang eins (38 Punkte) ist Erster, die SG St. Nikolaus (zwei Punkte und ein Spiel weniger) Zweiter. Der ATSV Saarbrücken auf Rang vier (32 Punkte, drei Spiele weniger) könnte ebenfalls vorbeiziehen. Nach der Quotientenregel würde der ATSV als Vierter (!) mit 228,6 Zählern aufsteigen, obwohl der Saarbrücker Club drei Siege weniger als Spitzenreiter Püttlingen (Quotient: 223,5) hat.

Allerdings wird Püttlingen in der Tabelle bei fussball.de mit 17 Spielen angezeigt, obwohl es nur Punkte für 16 Begegnungen gab. Der Grund: Die Partie der DJK gegen Röchling Völklingen II (hat mittlerweile zurückgezogen) wurde ausgetragen, der Püttlinger 2:1-Sieg aber nicht gewertet. Der ATSV spielte nicht mehr gegen die Hüttenstädter. In St. Nikolaus trat Völklingen II nicht an. Rechnet man das Püttlinger Spiel gegen Völklingen aus der Anzahl der Partien heraus (was aus Fairness-Gründen Sinn macht), würde der Quotient der DJK auf 237,5 steigen. Damit läge der Verein wieder vor dem ATSV. St. Nikolaus kommt auf einem Quotienten von 225,0. Nach der Hinrunde lag die DJK Püttlingen vorne.

Kreisliga A Halberg: In dieser Spielklasse würde – unabhängig vom gewählten Kriterium – der SV 19 Bübingen aufsteigen.

Kreisliga A Südsaar: Auch hier gäbe es bei Anwendung einer der drei diskutierten Szenarien denselben Aufsteiger. Die SVG Altenwald II, die die Tabelle vor Ritterstraße II anführt.

Kreisliga A Saarbrücken: Tabellenführer ist hier die DJK Püttlingen II, die auch mit ihrer ersten Mannschaft aufsteigen könnte. Zwei Teams desselben Vereins dürfen nicht in der Bezirksliga spielen. Aus diesem Grund sind die Verfolger nicht aufstiegsberechtigt.

Kreisliga A Saarpfalz: Spitzenreiter FC Palatia Limbach II (39 Punkte, 15 Spiele) liegt knapp vor dem SC Olympia Calcio (38/16), der DJK Elversberg (36/15) und Hellas Bildstock II (34/14). Das reicht, um auch den besten Quotienten zu haben. In der Hinrunden-Tabelle hat Limbach II ebenfalls die Nase vorn.

Kreisliga A Bliestal: Wenn – unabhängig vom Kriterium – ein Aufsteiger bestimmt wird, kann sich die DJK Münchwies über den Sprung in die Bezirksliga freuen. Zur „Halbzeit“ lag die DJK einen Punkt vor dem TuS Lappentascherhof – jetzt sind es zehn Zähler.

Kreisliga A Höcherberg: Auch hier ist die Lage eindeutig: Viktoria St. Ingbert II hat in allen möglichen Szenarien die Nase vorn.

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