Legendes des Gombachtals …
Ein Schreiner der nicht schreint, malt!

Am Samstagnachmittag überkam es unsren Bauer. Eben noch im Pool zum Klassiker von Simon & Garfunkel »Hello Darkness, my old friend« gechillt, brach er auf, dem Clubheim neuen Glanz zu verschaffen. Im Laufe der Jahre verblasste das Wappen der SFG zusehends und so mancher, der darüber sinnierte, selbiges zu restaurieren, scheiterte schon beim Gedanken, in exakter Malerei mit künstlerischem Antlitz, seinem Willen eine Tat folgen zu lassen.

Während Alexander Bauer, seines Zeichens Schreiner und Tischler und damit schon ethisch der Exaktheit verbunden, also in seinem Pool den hochsommerlichen Strahlen der Sonne frönte, in regelmäßigen Abständen mit den Zehenspitzen die glatte Oberfläche des wohl temperierten Wassers durchbrach um Monsterwellen zu erzeugen, um dann ähnlich wie Antje, das NDR-Walross, kichernd dazu zu schnaufen hielt er in der Hand einen eisgekühlten Sommertee, garniert mit frischer marokkanische Minze aus eigenem Anbau, einer Spur Ingwer und den ersten Him- und Heidelbeeren, um den Inhalt mit einem Bio-Strohhalm aus einem großbauchigem Kristallbecher zu schlürfen, wurde der Gedanke zur dann zur Gewissheit.

Auf zu neuen Taten! Und so belied er den Wagen mit allem brauchbarem. Einer Leiter, die von alleine steht, gar in der Höhe variabiliert, dazu Gefäße in welchem in alter Bond-Manier gerührt und nicht geschüttelt wird und einem Sortiment von Pinseln und Farbrollen, Schwämmen und Tupftüchern. Selbst Picasso hätte sich beim Anblick dieser Auswahlpalette alle Schnurrbarthaare mit der Beisszange ausgerissen, und zwar Einzeln.

Ein Flachpinsel mit Kamelharren, der Fugenpinsel aus feinstem Kashmir und der Blattpinsel klimaneutral konstruiert aus Blattgold, welches ansonsten nur auf dem Schnitzel von Froong Ribéry zu finden ist. Immerhin müssen runde Ecken und kantige Bögen bemalt werden ohne deren Abstraktion auch nur im geringsten zu beeinträchtigen.

Und dann erst die Farbpalette … In Rot soll erstrahlen des Wappens güldnerer Glanz, nur erstreckt sich das Spektrum von Rot, immerhin eine Spektralfarbe und in einer additiven Farbmischung von Orangerot, eine der Grundfarben in der Subtraktiven entstehend aus Magentarot und Gelb, während die Komplementärfarbe das Cyanblau ist. Indogermanischen Sagen zufolge, soll der Name auf den Gesang der ersten, urkundlich um 1221 in den Tholeyer Analen erwähnten, Hammelaner Barden Felizius Corbin, Freiherr von Gombach, zurückfgeführt werden.

Und so mischte er mit diversen Laborwerkzeugen ein Karminrot, bestehend aus Karmesin und Cochenille, zwei hochwertige Färbemittel, die einst auf den persischen Märkten ähnlich wie Gold gehandelt wurden und Brasilholz, sowie Orcein und Spurenelemente von der Kermeslaus, die er im Alexanderchen Pressverfahren im Spülbecken seiner Birgit unter Einhaltung allerhöchster Sicherheitsmängel mit der Seyschüssel und dem Nussknacker herstellt. Meist bei Nacht und im Sichelschein des Halbmondes, deren Einfluss auf die Wirksamkeit ähnlich gelagert ist, wie im tandrischen Hinduismus der Gebrauch von Upanishaden.

So steht sein Rot, das Selbacher Bauerrot, ländlich auch als Country Road bekannt und bereits in Liedern besungen für Freude, Leidenschaft und vor allem für Erotik. Gelegentlich auch für Spektakel, welches im Gombachstadion des öfteren ja vorkommen soll.

Und so stand er auf seiner Leiter, aufrecht und würdig, das Wappen fest im geometrischen Blick gefangen, die gaußschen Kurven bereits im Kleinhirn gelöst und arithmetisch akribisch kreiste sein Pinsel millimeternah vor dem Objekt, mal erfasst von Güte, mal erstaunt vor Glücksselligkeit und immer gefangen im Moment, das Perpetuum Mobile in eben jenem Moment zu erfinden.

Mann, was können wir uns glücklich schätzen, solche Legenden in unserem Club zu haben. Nicht umsonst lautete ein alter Innungsspruch: »Nur ein Schreiner kann einen Club glücklich machen!« Danke Alex für deinen Einsatz …

Verpassen Sie aber nicht unsere nächste Folge über Legenden des Gombachtals, wenn wir über »Der mit Grashalm tanzt« schreiben werden

Text: Alexander Scheid

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