Bericht Saarbrücker Zeitung 28.04.2020

Der Saarländische Fußball-Verband (SFV) wollte ein Meinungsbild seiner Vereine, wie es denn mit der Saison 2019/20 weitergehen sollte. Das liegt nun vor. Bis zum vergangenen Sonntag hatten sich laut Verbandsspitze 275 von 370 Clubs gemeldet – mit eindeutigem Votum: 194 Vereine wollen die Spielzeit beenden, nur 69 sind für eine Fortsetzung, zwölf wollten keine Entscheidung treffen. „Das scheint ein klares Ergebnis zu sein, doch man muss trotzdem ganz genau hinschauen“, erklärt SFV-Vizepräsident Adrian Zöhler, „wir haben ja vier verschiedene Szenarien abgefragt, und man kann nicht einfach davon ausgehen, dass Vereine bei der Entscheidung für ein Szenario das dann mittragen.“

Dass die Saison abgebrochen werden soll, scheint aber mehrheitsfähig. Beim „Wie“ ist die Sachlage weniger eindeutig. 80 Vereine wollen einen Saisonabbruch nur mit Aufsteigern. 53 Clubs sprechen sich für einen Abbruch mit Auf- und Absteiger aus – entweder nach der aktuellen oder der Tabelle nach der Vorrunde. 61 Vereinsvertreter wollen die Spielzeit komplett annullieren. „Wir haben die Fragestellung bewusst offen gestaltet. Und weil es uns um ein Stimmungsbild ging – musste es auch kein Vorstandsmitglied sein, das die Fragen beantwortet“, erläutert SFV-Geschäftsführer Andreas Schwinn.

„Wir haben uns nach kontroverser Diskussion für ein Aussetzen der Saison und eine Fortführung zu einem späteren Zeitpunkt ausgesprochen“, sagt Michael Spelz, der Geschäftsführer des FC Beckingen. Beim Tabellendritten der Bezirksliga Merzig-Wadern begründet man das so: „Keiner weiß, wann wir wieder spielen können – auch nach einem Abbruch. Durch das Aussetzen wäre es möglich, zumindest eine Saison vernünftig zu beenden.“ Ansonsten hätte man zwei Spielzeiten unter problematischen Bedinungen.

Ein Aussetzen auf unbestimmte Zeit könnte aber dazu führen, dass einige Aktive die Lust verlieren und die Fußballschuhe an den Nagel hängen. Das ist zumindest ein Grund, den man beim Verbandsligisten FC Freisen anführt. „Auch bei uns gehen die Meinungen auseinander“, sagt der 1. Vorsitzende Hans Dieter Becker, „wir befürworten mehrheitlich aber das Beenden der Saison. Auf- und Absteiger sollten nach der Vorrundentabelle ermittelt werden, da hat jeder einmal gegeneinander gespielt.“

Der Verband hatte auch eine Regelung über die aktuelle Tabelle als Antwortmöglichkeit vorgegeben. Die „Quotientenregelung“ – also das Teilen der erreichten Punkte durch die Anzahl der ausgetragenen Spiele – wie sie in anderen Sportarten zum Einsatz kommt, gehörte nicht zu den Vorschlägen. Sie ist durch die Satzung auch nicht abgedeckt.

„Wir sind für eine Annulierung der Runde, weil alles andere zu weiterreichenden Wettbewerbsverzerrungen führen würde“, sagt Horst Nesselberger, der 1. Vorsitzende des Kreisligisten SSV Wellesweiler, „bis Ende August sind Großveranstaltungen abgesagt. Und wenn wir im September dann weiterspielen würden, wäre es schwierig. Wir haben viele Spieler mit Wechselschicht, könnten kaum unter der Woche antreten.“ Man könne jedoch auch mit einem Abbruch und einem Aufsteiger leben.

„Wir brauchen einen großen Konsens“, betont der Freisener Becker, denn sonst drohe eine Klagewelle. „Wir arbeiten jetzt auf Basis der Umfrage weiter“, erklärt SFV-Geschäftsführer Andreas Schwinn, „Ziel ist es, zwei Möglickeiten mit allen rechtlichen und sportlichen Konsequenzen zu erarbeiten, zwischen denen die Vereine dann verbindlich entscheiden.“ Dabei gehe Gründlichkeit vor Schnelligkeit.

„Eine vorschnelle Entscheidung war nie eine gute“, sagt SFV-Vizepräsident Adrian Zöhler. Er will nun zunächst das Gespräch der Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Angela Merkel abwarten, das für den kommenden Donnerstag geplant ist und in dem es auch um den Amateur- und Breitensport gehen soll. „Außerdem will ich noch immer eine gemeinsame Lösung mit den anderen Regionalverbänden erreichen.“, sagte Zöhler weiter, „mir blutet das Herz, wenn ich dieser Tage die leerstehenden Sportplätze sehe.“ Er wünscht sich, „dass wir schnell wieder Fußball spielen können, sobald es denn möglich sein wird“ Zumindest darin sind sich alle Beteiligten einig.

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