Bericht Saarbrücker Zeitung 12.06.2020

Kreis St. Wendel Das ist der Fußball-Bezirksligist SG Hoof-Osterbrücken. Diese Entscheidung fiel beim virtuellen Verbandstag des Fußball-Verbandes. Und an dessen Ende stand noch ein zweiter Verlierer im Landkreis fest: der VfR Otzenhausen.

Von Philipp Semmler

Es war eine der überraschendsten Entscheidungen des ersten virtuellen außerordentlichen Verbandstags des Saarländischen Fußball-Verbandes (SFV) am Dienstagabend: Mit einer knappen Mehrheit von 278 zu 234 Stimmen entschieden sich die Delegierten dafür, dass der jeweilige Tabellenletzte der abgebrochenen Saison in die nächsttiefere Liga absteigen muss.

„Enttäuschung darüber ist da. Das kam für uns total überraschend. Damit hätten wir nie gerechnet“, erklärt Kim Jung, der Spielausschussvorsitzende der SG Hoof-Osterbrücken. Seine SG ist das einzige Team aus dem Landkreis St. Wendel, das von dieser Entscheidung direkt betroffen ist. Denn Hoof-Osterbrücken ist Schlusslicht der Bezirksliga St. Wendel und muss damit in die Kreisliga A runter. Die SG ist damit der einzige Absteiger im Kreis. In allen anderen Ligen steht kein Team aus dem St. Wendeler Land auf dem letzten Platz.

Genau wie viele andere war auch Jung zuvor davon ausgegangen, dass der vom Saarländischen Fußball-Verband gestellte Antrag, der keine Zwangs-Absteiger vorsah, durchgeht. Den Tabellenletzten sollte die Möglichkeit gegeben werden, freiwillig abzusteigen, falls sie dies wünschen. „Das hätten wir aber niemals gemacht. Dafür ist die Bezirksliga St. Wendel wegen vieler Derbys viel zu attraktiv für uns“, sagt Jung.

Nun muss Hoof-Osterbrücken aber doch eine Etage tiefer. Allzu viel hadern wollte Jung aber nicht: „Wir müssen damit leben. Wir wären wohl auch abgestiegen, wenn die Saison regulär zu Ende gespielt worden wäre.“ Die SG konnte bis zum Abbruch nur neun Zähler sammeln. Der Tabellenvorletzte, die SG Wolfersweiler-Gimbweiler, hat doppelt so viele.

Über den oben erwähnten SFV-Antrag wurde übrigens – wie auch über die anderen Anträge – nicht einzeln abgestimmt. Statt einer zeitraubenden Mammut-Abstimmung über alle Anträge, entschieden sich die Delegierten zu Beginn, für einen vom SFV-Vorstand vorgeschlagenen „Stufenplan“. Zunächst wurde darüber abgestimmt, ob die Saison abgebrochen oder fortgeführt werden soll. Danach wurden Detailfragen wie die nach der Ermittlung der Auf- und Absteiger geklärt.

Anträge des Saarlandligisten VfL Primstal, des Kreisligisten VfR Otzenhausen und des Landesligisten TuS Nohfelden fanden keine Mehrheit. Der TuS hatte gefordert, die Saison nicht abzubrechen, sondern zu Ende zu bringen, sobald die Durchführung von Spielen wieder erlaubt ist. Da der zeitliche Rahmen dafür aber noch nicht absehbar ist, sollte die kommende Saison entweder komplett entfallen oder wahlweise verkürzt oder mit mehreren englischen Wochen gespielt werden. Nachdem eine große Mehrheit für einen Abbruch votierte, war dieser Antrag obsolet.

Ähnlich sah es wenig später mit dem Antrag des VfL Primstal aus, der eine Annullierung der Spielzeit 2019/20 gefordert hatte. In diesem Fall hätte es weder Auf- noch Absteiger gegeben. „Zum Zeitpunkt, als wir den Antrag gestellt haben, war uns nur der SFV-Antrag bekannt. Und wir wollten eine Alternative zu ihm bieten“, sagt der Sportliche Leiter des VfL, Dieter Jochum. „Zudem wollten wir verhindern, dass es für den Fall mit nur Aufsteigern und keinen Absteigern aufgeblähte Klassen gibt. In dem Fall wären wir nämlich zeitlich nicht hingekommen, sofern es eine zweite Corona-Welle gibt.“

Durch den Beschluss, dass es Absteiger gibt, wurden solche aufgeblähte Klassen verhindert, weshalb Jochum mit den Ergebnissen des Verbandstags gut leben kann. Das sieht beim VfR Otzenhausen wohl anders aus: Der Kreisligist hatte gefordert, Aufsteiger nicht nach der (anhand der aktuellen Tabelle berechneten) Quotientenregel, sondern nach der Hinrunden-Tabelle zu bestimmen. Dies wäre nach Meinung des VfR fairer gewesen. Unter anderem, da nach der Hinrunde jeder einmal gegen jeden gespielt habe. In den wenigen ausgetragenen Rückrunden-Begegnungen könnten Kontrahenten dagegen bislang auf unterschiedlich starke Gegner getroffen sein.

Doch der Verbandstag entschied, Meister nach der Quotientenregel zu bestimmen. Die bittere Folge für Otzenhausen: Der VfR verpasste dadurch den Aufstieg in die Bezirksliga St. Wendel. Denn in der nach der Quotientenregel berechneten Tabelle der Kreisliga A Nahe liegt der Club nur auf Rang zwei hinter dem TSV Sotzweiler-Bergweiler. Nach der ersten Saisonhälfte hatte der Verein dagegen auf Rang eins gestanden. Da auch Anträge, neben dem Meister noch Tabellenzweite aufsteigen zu lassen, keine Mehrheit fanden, bleibt der VfR nun Kreisligist. Dem VfR geholfen hätte auch ein Antrag der SF Winterbach, dass auch die Vizemeister aufsteigen – doch auch der wurde abgelehnt.

Ein Antrag des SV Steinberg-Deckenhardt forderte, dass es in verschiedenen Spielklassen auch mehr als einen Absteiger geben kann, um in allen Klassen deren „Sollzahl“ an Mannschaften (unterhalb der Saarlandliga 16 Teams) zu erreichen. Hier entschieden sich die Delegierten jedoch, die Anzahl der Absteiger auf maximal einen zu begrenzen.

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