Bericht Saarbrücker Zeitung 16.03.2021

Von Philipp Semmler

Runde im saarländischen Amateurfußball kann wohl nicht sportlich zu Ende gebracht werden. Verband hofft auf Fortsetzung im Pokal.

War am Ende alles für die Katz? Der Saarländische Fußball-Verband (SFV) hat in den zurückliegenden Monaten mehrere Szenarien entworfen, sich mit Vereinen ausgetauscht und Umfragen gemacht. Das Ziel: Die seit Ende Oktober 2020 wegen der Corona-Pandemie unterbrochene Spielzeit 2020/21 sollte sportlich zu Ende gespielt – und auch gewertet – werden.

Doch spätestens jetzt verdichten sich die Anzeichen, dass sich diese Mühe wohl nicht gelohnt hat. Da die Zeit immer knapper wird, die erhofften Lockerungen für den Spielbetrieb mit Zuschauern noch auf sich warten lassen – und nicht zuletzt, weil die Inzidenzwerte langsam wieder ansteigen – läuft alles darauf hinaus, dass die Runde doch abgebrochen werden muss.

Hinzu kommt, dass immer weniger Vereine eine Weiterführung der Runde für möglich halten – oder dies wegen Unwägbarkeiten zumindest kritisch sehen. Das wissen auch die SFV-Spitzenfunktionäre, die sich an diesem Mittwochabend zu einer Vorstandssitzung treffen. „Diese Skepsis der Vereine ist bei uns im Vorstand angekommen“, erklärt SFV-Präsident Heribert Ohlmann.

Bei der Vorstandssitzung des Verbandes wird Sport- und Innenminister Klaus Bouillon (CDU) zugeschaltet werden. „Von dem Gespräch mit ihm erwarten wir uns weitere Auskünfte über das Pandemie-Geschehen“, erläutert Verbandsboss Ohlmann. Dass der Politiker gute Nachrichten für den Sport im Gepäck hat, darf stark bezweifelt werden. „Die Zahlen gehen ja leider wieder in die Höhe“, sagt Ohlmann. Das könnte für die ursprünglich angestrebte Saisonfortsetzung zum Genickbruch werden.

Eine endgültige Entscheidung über einen Abbruch wird am Mittwoch allerdings nicht fallen. „Wir wollen einen Fahrplan erstellen und Ende dieser oder Anfang nächster Woche in Videokonferenzen mit den Vereinen gehen“, skizziert der Präsident das weitere Vorgehen. Erst danach soll final entschieden werden. Am Dienstag hatte nach Hamburg und Schleswig-Holstein mit Sachsen-Anhalt der dritte der 21 DFB-Landesverbände den vorzeitigen Saisonabbruch im Herrenbereich auf Landesebene verkündet. Einen entsprechenden Beschluss fasste der Vorstand des Fußballverbandes Sachsen-Anhalt (FSA) und folgte damit dem Wunsch der übergroßen Mehrheit der betroffenen Vereine.

Mit der Frage, ob die Saison noch zu retten ist, beschäftigt sich auch der Regionalverband (FRV) Südwest. Dieser ist für die Herren-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar, die Frauen-Regionalliga Südwest sowie die Junioren- und Juniorinnen-Regionalligen zuständig. „Bis Anfang April soll eine Entscheidung fallen“, erklärt Ralf Weiser, der als Vereinsvertreter im Spielausschuss des Regionalverbandes sitzt: „Meine persönliche Meinung ist, dass die Saison nicht mehr fortgesetzt wird.“

Bei einer Videokonferenz sprachen sich Ende vergangener Woche 19 von 24 Herren-Oberligisten für einen Abbruch aus. In der Frauen-Regionalliga gab es ebenfalls ein klares Votum für einen Abbruch. Anders sah es bei der Jugend-Regionalligisten aus. Hier gab es eine Mehrheit dafür, die Saison noch zu Ende zu spielen. Das war allerdings vor mehr als einer Woche.

Sollte die FRV-Entscheidung tatsächlich „Abbruch“ lauten, könnte es dennoch Aufsteiger geben. Dies sieht die Spielordnung vor. Der SV Göttelborn, Kooperationspartner der SV Elversberg, könnte als Tabellenführer der Frauen-Regionalliga an der Relegation zur 2. Bundesliga teilnehmen. In der U17- und der U19-Regionalliga dürfte die SV Elversberg (liegt jeweils nach der Quotientenregel vorne) die Bundesliga-Aufstiegsspiele angehen. Hier hat der DFB nach SZ-Informationen der Zulassung für die 2. Liga der Frauen und die Junioren-Bundesligen bereits inoffiziell zugestimmt.

In der Herren-Oberliga läge Eintracht Trier (Spitzenreiter der Nordstaffel) in einer nach der Quotientenregel gebildeten Tabelle knapp vor Wormatia Worms. Trier würde in die Regionalliga aufsteigen, Worms an der Aufstiegsrunde teilnehmen. Das gilt aber nur, wenn die Gesellschafterversammlung der Regionalliga Südwest Aufsteigern zustimmt. Gemäß der Spielordnung des FRV würde es im Falle eines Abbruchs keine Absteiger geben. Es dürfte aber auch kein Team in die jeweilige Spielklasse aufsteigen. Im Beispiel Herren-Oberliga würde der aktuelle Saarlandliga-Tabellenführer SV Auersmacher in die Röhre schauen.

Ein weiteres Thema, das die Verbände beschäftigt, sind die Landespokale. Hier sollen bis zum 29. Mai bundesweit die Endspielteilnehmer feststehen, weil die ARD an diesem Termin den „Finaltag der Amateure“ senden möchte. Dieser bringt Fernseheinnahmen – auch in die Kassen des SFV. Im Saarlandpokal ist allerdings bei den Männern erst die dritte Runde gespielt. Das heißt, dass 64 Teams noch im Wettbewerb vertreten sind und viele Partien bis zum Finale über die Bühne gebracht werden müssen – wie das gehen soll? Das ist noch völlig offen.

„Wenn wir Anfang Mai anfangen, wäre es zwar anspruchsvoll, das noch durchzubekommen – aber es wäre möglich“, erklärt Ohlmann. Auch hier soll in einer Videokonferenz mit den im Wettbewerb vertretenen Clubs – darunter sind auch Drittligist 1. FC Saarbrücken und die Regionalligisten FC Homburg und SV Elversberg – nach einer Lösung gesucht werden. Ohlmann sagt: „Im Pokal wären für uns als Verband im Gegensatz zur Liga auch Geisterspiele eine Option, aber das hängt auch von der Meinung der Vereine ab.“ Zudem wäre es möglich, dass der Verband abfragt, welche Clubs unter den gegebenen Voraussetzung noch Interesse an dem Wettbewerb haben. „Es könnte ein Vorschlag werden, dass Vereine, die aus dem Pokal aussteigen wollen, dies auch können“, öffnet der Verbandsboss die Tür zum Rückzug aus dem Wettbewerb.

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