Bericht Saarbrücker Zeitung 24.03.2021
Von Philipp Semmler
Saarbrücken Der Saarländische Fußball-Verband (SFV) will die Spielzeit 2020/21 abbrechen. Zuvor sollen aber noch die Vereine dazu befragt werden. Der Pokal soll weitergespielt werden, die neue Saison am 1. August starten.
Am Dienstagabend um 20.03 Uhr sprach Heribert Ohlmann, der Präsident des Saarländischen Fußball-Verbandes (SFV), auf einer Videokonferenz des SFV mit den Vereinen im Herrenbereich die Worte aus, die viele erwartet hatten: „Wir sprechen die Empfehlung aus, die Saison 2020/21 bei den Herren, bei den Frauen und in der Jugend zu beenden.“ Der Ball in allen unter der Regie des SFV stehenden Ligen soll nicht mehr rollen, Auf- und Absteiger wird es keine geben. Eine finale Entscheidung will die Verbandsspitze am Freitag treffen.
Zuvor haben die Vereine noch bis Donnerstagabend Zeit, ein Votum pro oder contra Saisonabbruch zu geben. Dieses Meinungsbild soll in die Entscheidungsfindung mit einfließen. Dass eine Mehrheit der Vereine für eine Saisonfortsetzung stimmt, gilt aber als unwahrscheinlich. In einer nicht repräsentativen Umfrage des Verbands in den Sozialen Netzwerken sprachen sich mehr als drei Viertel der Teilnehmer für einen Saisonabbruch aus. Dies deckt sich mit dem Stimmungsbild, das die SZ bei Gesprächen mit vielen Vereinsvertretern in den zurückliegenden Tagen erhielt.
Für einige Clubs wäre ein Abbruch besonders bitter – wie beispielsweise für den FC Rastpfuhl, der die Tabelle der Verbandsliga Süd/West mit acht Siegen aus acht Spielen souverän anführt und nun keine Chance mehr hat, eine Etage höher zu kommen. Der Saarbrücker Stadtteilclub hatte schon vergangene Runde – die ebenfalls wegen der Pandemie nicht zu Ende gespielt, aber dennoch gewertet wurde – wegen eines um 0,01 schlechterem Quotienten gegenüber dem FV Siersburg den Saarlandliga-Aufstieg verpasst.
Entsprechend groß ist der Frust beim FC. Rastpfuhls Vorstandsmitglied Ralf Künzer meldete sich am Dienstag auch in der Online-Sitzung zu Wort. „Wir sind zum zweiten Mal die Gelackmeierten. Das ist ärgerlich, und da schwindet die Lust. Ich finde das so nicht in Ordnung“, erklärte der Funktionär. Der SFV hatte schon im vergangenen Dezember kommuniziert, dass es nur Auf- und Absteiger gibt, wenn zumindest die Hinrunde beendet werden kann. Da der Wiedereinstieg in die seit Ende Oktober 2020 unterbrochene Runde erst mit einer Vorbereitungszeit von vier Wochen stattfinden sollte, ist dies aber zeitlich kaum mehr möglich. Einer der Hauptgründe, warum der Verband nun den Abbruch vorschlug.
Der Saarlandpokal soll dagegen zu Ende gespielt werden. Die vierte Runde im Pokal ist ausgelost, aber noch nicht gespielt. Zudem gibt es noch einige Nachholpartien der dritten Runde. „Die Pokalspiele können wir wohl ab Mai noch durchbekommen“, erklärte der SFV-Spielausschuss-Vorsitzende Josef Kreis, „die Vereine, die noch im Pokal spielen, müssen sich aber wohl damit abfinden, ohne Zuschauer zu spielen.“ Sogenannte „Geisterspiele“ hatte der SFV für den Ligabetrieb immer ausgeschlossen.
Bis zum 29. Mai sollen die Teilnehmer am Pokalfinale feststehen, denn dann überträgt die ARD den „Finaltag der Amateure“, der dem Verband Einnahmen im mittleren fünfstelligen Bereich bringt. Der Sender hält bislang an diesem Sendetermin fest, obwohl auch andere Landesverbände Probleme haben, ihre Teilnehmer zu ermitteln.
Am kommenden Dienstag wird der Verband mit den noch im Saarlandpokal vertretenen Vereinen beraten, wie der Wettbewerb weitergehen soll. Offenbar soll dabei auch abgefragt werden, welche Vereine unter den aktuell herrschenden Bedingungen bereit sind, weiterzuspielen. Vermutlich sind das längst nicht alle Clubs: „Für uns macht der Pokal keinen Sinn. Wir wollen da nicht mehr mitmachen“, sagte Thorsten Kunz, Trainer des Kreisligisten SF Winterbach, in der Sitzung. Sein Team würde in einem Nachholspiel der dritten Runde auf Verbandsligist SG Lebach-Landsweiler treffen. Vorgeschaltet vor den Termin am Dienstag ist eine Beratung mit den Profi-Teams 1. FC Saarbrücken, SV Elversberg und FC Homburg an diesem Donnerstag.
Auch bei den Frauen und in der A-Jugend soll der Pokalwettbewerb zu Ende gespielt werden, damit Teilnehmer am DFB-Pokal ermittelt werden können. Hier ist der zeitliche Druck allerdings nicht ganz so groß, da es hier keine TV-Übertragung der Endspiele geben wird.
Der SFV verkündete auf der Sitzung am Dienstagabend auch, dass der Verband plant, die kommende Spielzeit 2021/22 in den Ligen mit 18 Teams am 1. August zu beginnen. Die Ligen mit 16 und weniger Teams sollen eine Woche später starten. Viele Clubs hatten zuletzt einen früheren Starttermin ins Gespräch gebracht. „Da haben wir uns aber dagegen entschieden, damit die Vereine im Juli ihre Sportfeste und andere Events durchführen können, die bereits im vergangenen Jahr ausgefallen sind“, erklärte Spielausschuss-Chef Kreis.
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