Bericht Saarbrücker Zeitung

von Heiko Lehmann

Warum die Kinder bald auf vier Tore spielen

aarbrücken Kleinere Felder, weniger Spieler, mehr Tore, aber in einigen Altersklassen keine Torhüter mehr: Der Jugendfußball steht vor einer radikalen Reform. Im Saarland soll die neue Spielform schon ab der Saison 2023/24 eingeführt werden.

Der Kinderfußball in Deutschland steht vor einem großen Neubeginn, der gleichzeitig auch ein Experiment werden wird. Dieses betrifft vor allem die jüngsten Kicker des Landes. Ab der Saison 2024/2025 soll es in der G-Jugend (für Kinder zwischen drei und sechs Jahren) bundesweit grundlegende Änderungen geben: Es wird keine Ligen und Meisterschaftsrunden mehr geben. Ergebnisse sollen in den Hintergrund rücken. Im Spiel werden Schiedsrichter nicht mehr gebraucht und auch keine Trainer mehr im traditionellen Sinn. Die Trainer sollen stattdessen zu Betreuern werden, die im Höchstfall organisatorisch eingreifen.

Kein Torhüter in der G-Jugend

Die spannendste Änderung ist das G-Jugend-Spielfeld. Entweder wird Zwei-gegen-Zwei auf einem 16 mal 20 Meter großen Feld, oder Drei-gegen-Drei auf einem 20 mal 25 Meter großen Feld gespielt. Bei beiden Formen soll es pro Feld vier Tore (maximal zwei Meter mal 1,20 Meter) geben. Ein Torhüter steht in der G-Jugend nicht zwischen den Pfosten.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und auch der Saarländische Fußball-Verband (SFV) erhoffen sich dadurch mehr Begeisterung bei den Kindern, mehr Ballkontakte, mehr Erfolgserlebnisse und mehr Kreativität. „Das Angebot wird mit den neuen Spielformen kindgerechter“, sagt Ronny Zimmermann, 1. DFB-Vizepräsident Amateure. Und er ergänzt: „Wir müssen wie Kinder denken, nicht wie Erwachsene. Nur Kinder, die Spaß und Freude am Spiel entwickeln, werden dem Fußball erhalten bleiben. Die Reform soll den gesamten Fußball und die Nachwuchsarbeit an der Basis langfristig stärken.“

Interessant ist bei der G-Jugend auch folgende neue Regelung: Sollte eine Mannschaft beim Zwei-gegen-Zwei oder Drei-gegen-Drei ein Tor erzielen, muss diese Zweier- oder Dreier-Mannschaft vom Spielfeld und wird durch eine andere des Vereins ersetzt. Die Idee dahinter: Eine Mannschaft steht nicht über die gesamte Spielzeit auf dem Platz.

Doch nicht überall treffen die DFB-Pläne auf Zustimmung. „Grundsätzlich sind wir Änderungen gegenüber sehr aufgeschlossen und begrüßen Verbesserungen. In diesem Fall bin ich aber etwas skeptisch“, sagt beispielsweise Sascha Christ, Jugendtrainer beim SV Auersmacher. „Wenn ein Spieler heute schon im Sechs-gegen-Sechs alle gegnerischen Kinder nass macht und ein Tor erzielt, dann macht er das bei einem Drei-gegen-Drei erst recht. Danach müssen alle drei vom Platz – und zwei hatten den Ball womöglich noch gar nicht. Das kann jedes Mal so gehen, wenn ein starker Spieler auf dem Platz steht. Zudem zählen die Kinder alle Tore und Siege selber mit und wissen nachher sehr wohl, ob sie die Gewinner des Tages sind oder nicht.“

Weitere Änderungen soll es bis zur E-Jugend geben. In der F-Jugend wird ebenfalls das Drei-gegen-Drei empfohlen, alternativ ist ein Vier-gegen-Vier oder Fünf-gegen-Fünf möglich. „Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass künftig erst ab der E-Jugend mit Torhütern gespielt werden kann. Richtig ist: Beim Fünf-gegen-Fünf erfolgt in der F-Jugend bereits der Einsatz von Kleinfeldtoren und Torhütern. Diese Spielform wird von mir favorisiert, ebenso auch von unserem Verbandstrainer Christian Oles“, sagt der Verbandsjugendleiter des Saarlandes, Rainer Lauffer. Und er ergänzt: „In der E-Jugend wird es wie bisher beim Spiel Sieben-gegen-Sieben in einer Meister- beziehungsweise Punktrunde bleiben – und auch die Spielfeldgröße bleibt bestehen.“

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