Nanu, dachte ich erst als ich aus heißester Quelle erfuhr, dass Cordula Grüns Cousin, Klaus Scheid, der schon mit den Vampiren tanzte und sich als Tarzan durch die Lüfte in der Gombachhalle schwang, die Fussballschuhe an den Nagel hängen will. Geht dem einst durch und durch trainierten drahtigen Fussballer jetzt die Puste aus? Warum will ausgerechnet der Mann, für den es noch nie ein Problem war, 20 Meter über die Latte zu schießen und der von sich selbst behauptet: ,,Beim Elfmeterschießen hatten wir alle die Hosen voll, aber bei mir liefs recht flüssig“, auf einmal aufhören?

Dieser Frage wollte ich geflissentlich nachgehen und so machte ich mich besorgniserregend auf in den Ritt, der Teil des Dorfes im schönen Güdesweiler, indem die Prominenz zu Hause ist, wo der Gerüstbau seinen Ursprung hat, in der Straße wo fast täglich wichtige politische Entscheidungen zugunsten der Bürger getroffen werden, in Hammelbach-City. Ich setzte einen Tritt in den Ritt und fragte mich gerade, wie oft ich hier schon über die ,,Durchlauchten“, berichtet hatte. Denn von hier kommen fast alle Neuigkeiten, die sich rasend schnell in alle Richtungen im Landkreis verbreiten.

Am roten Ferrari 812 Superfast erkannte ich das Haus indem er wohnt. Muss wohl am 13. Monatsgehalt, den übertariflichen Zulagen und dem Weihnachtsgeld liegen, dass die deutsche Bahn zahlt, denn für die Bundesliga hat es nie gereicht. Und trotzdem liest sich sein Fussballerleben, wie eine Bilderbuchkarriere:

Der gebürtige Oberthaler, der zeigt wie eine erfolgreiche Migration im Ritt gelingen kann, hat seine Anfänge bei den Blau-weißen in Oberthal. In der Jugend mit Pausen gekickt, bekam er später einen lebenslangen Vertrag bei den berühmten Au-Ranger, indem Bruder und Schwager, sowie unbekannte und bekannte und berühmte Oberthaler, wie Peter Jakobs schon mit kickten.

Kurze aktive Zeit in Stennweiler und anschließende Zusage vom Management der SFG als Spieler der 2. Mannschaft mit Kapitänsverpflichtungen runden seine erfolgreiche Kariere ab, ehe er zum Schlusslicht Verein der Ah wechselte, die meistens nach dem ersten Anpfiff schon platt waren und  vor Corona noch für volle Stadien sorgten. Und Corona ist des Pudels Kern, denn Klaus Scheid, wollte nie mit dem Fussball aufhören.

Er will weiterhin dem Ball nachjagen, auch wenn dieser schneller ist als er. Er ist halt erst 58 und im defensiven Mittelfeld schafft er es immer noch als populärer Vorstopper in der Abwehr, dass Offensivspiel des Gegners so zu stören, dass die Angriffe aufs eigene Tor abgewehrt werden. Aber noch besser war er in der 3. Halbzeit, wo er fast jeden Gegner in die Knie zwang. Die Corona zwingt ihn jetzt dazu, das Handtuch zu schmeißen.  

Denn es haben sich nur noch eine Handvoll Spieler gemeldet für die SFG AH-Mannschaft, die übrigens 1973 gegründet wurde und 1974 ihr erstes Spiel bestritt. Man besann sich sogar in Erwägung zu ziehen, eine SG Gronisch-Owerdahl-Girresweller zu gründen, aber die Nachbarn wollen es noch aus eigener Kraft stemmen. Und dabei weiß doch jeder AH-Spieler aus Güdesweiler, der Opfer seiner eigenen Kalorien ist, dass er was tun müsste, denkt Klaus, ich schreibe nur seine geheimsten Gedanken auf.

Trotzdem möchte ich jetzt hier niemanden der Güdesweiler AH-Spieler diffamieren oder dessen Leistung schmälern, denn schließlich war der Flügelspieler Helmut Rahn auch kein erklärter Befürworter von gesunder Ernährung und wettete gerne auch mal um Mettbrötchen, wenn es galt den Ball aus 50 Meter Entfernung ins Tor zu dreschen, ohne dass er einmal aufspringt. Aber den Mannen hierzulande scheint die Leidenschaft etwas abhanden gekommen zu sein.   

Und so versucht Klaus Scheid einen neuen Weg zu gehen, den er früher schon parallel zur AH gegangen ist, der Gang in die Wirtschaft im eigenen Dorfe, damit diese wenigstens noch aufrecht erhalten werden kann, wie er selbst sagt. Wir wünschen dir viel Glück Klaus, auch hinsichtlich deiner großen Bemühungen weiter die AH-Mannschaft am Leben zu erhalten. Danke. Was wir vorher nicht wussten, gern gewusst hätten und jetzt wissen, ist, ja die Güdesweiler AH ist den Gombach hinunter gegangen. Und trotzdem sage ich: ,,Es ist noch nicht aller Tage Abend“.

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